Milben, Federlinge und andere Vertreter parasitärer Schädlinge
Besonders seit der Ausstellungssaison 1998/1999, konnte bei einzelnen Schauen und Bewertungen in Vereinen, Landesverbänden und sogar auch bei der Deutschen Meisterschaft verstärkter Befall von Milben und Federlingen festgestellt werden.
Viele der Aussteller wußten lt. eigener Aussage nicht, was in solchen Fällen zu tun ist und vor allen Dingen, wie man gegen diese Plagegeister im Vorfeld bereits tätig werden kann.

Deshalb möchte ich mich mit folgenden Fragen beschäftigen:
1. Was sind im besonderen Federlinge?
2. Welche Milbenarten sind für uns Vogelzüchter von Bedeutung ?
3. Welche Maßnahmen sind erforderlich, wenn Vögel auf einer Schau mit Federlingen oder Milben eingeliefert worden sind?

4. Wie beuge ich gegen diese Viecher vor?

Bevor ich mich mit den einzelnen Parasitenarten beschäftige, sehen Sie auf dem Foto rechts einen mit Federlingen in besonders extremen Stadium befallenen Vogel.

Parasiten (griech.-lat. = Schmarotzer),

Bakterien-, Pflanzen- oder Tierarten, die ihre Nahrung anderen Lebewesen entnehmen und sich vorübergehend oder dauernd an oder in deren Körper aufhalten. Man unterscheidet Ekto-Parasiten, die auf der Körperoberfläche des Wirtes leben und Endo-Parasiten, die im Innern des Wirtes zu Hause sind. Meist ist ein Parasit auch ganz spezifisch an einen bestimmten Wirt gebunden.

Federlinge

(Haarlinge, Läuslinge, Kieferläuse, Mallophaga), mit etwa 3000 Arten weltweit verbreitete Ordnung flachgedrückter, 0,8 bis 11 mm großer, flügelloser Insekten, die parasitisch im Federkleid der Vögel und im Fell der Säugetiere leben; fressen Keratin der Hautschuppen, Feder- oder Haarteile. Bei starkem Befall können sie ganze Teile des Gefieders zerfressen. Federlinge sitzen in den Federästen, man erkennt sie als dunkle Punkteansammlung im Großgefieder.Natürlich sind diese ungebetenen Gäste unserer Vögel am aufgehellten Vogel viel leichter zu erkennen, als beim Melaninvogel. Wenn sie wissen wollen, ob Ihre Vögel Federlinge haben, schauen Sie sich das Großgefieder an. Sie erkennen sofort, ob Federlinge vorhanden sind oder nicht. Sind Sie immer noch unsicher, halten sie die Federn gegen das Licht. Sind hier eine Ansammlung von dunklen Punkten entlang des Federkieles zu erkennen, so hat der Vogel Federlinge. Im extremen Stadium sind die Federn bereits stark geschädigt, d.h. die Federn weisen richtige auf einer Feder abgelegte NissenLücken auf.

Federlinge halten sich im Untergefieder der Vögel auf, wo sie von Hautschuppen und Federpartikeln leben. Das linke Foto zeigt Nissen (abgelegte Eier von Federlingen) im Großgefieder. Sie zerfressen bei schwerem Befall die Federn, die bald zerfranst aussehen. Eine wirkliche Gefahr bedeuten die Federlinge für die Vögel allerdings nicht. Sie können ihnen doch recht starken Juckreiz verursachen, so daß die Vögel unruhig werden und durch Schlaflosigkeit ständig matt wirken.
Federlinge können wie die Rote Vogelmilbe relativ leicht bekämpft werden
(siehe Rote Vogelmilbe).
Milben (Acari, Acarina),

mit rd. 10000 _Arten weltweit verbreitete Ordnung etwa 0,1 bis 30 mm langer Spinnentiere in allen Lebensräumen an Land und in Gewässern; mit vier (gelegentlich auch zwei) Beinpaaren und kauenden oder stechend-saugenden Mundwerkzeugen. In der Vogelzucht kannten wir bisher im wesentlichen nur die rote Vogelmilbe, die sich vom Blut der Vögel ernährt.
Die
Luftsackmilben nisten sich in der Rachenschleimhaut ein. Befallene Vögel sind an den pfeifenden Geräuschen, die sie beim Atmen verursachen, zu erkennen.

Rote Vogelmilben (Dermanyssus gallinae):

Milben können für jeden Vogel eine Plage sein. An erster Stelle ist die Rote Vogelmilbe zu nennen. Sie wird ca. 0,7 bis 1,1 mm lang, ist gelblich bis bräunlich gefärbt. Nach dem Saugen von Vogelblut wird sie rot bis schwarz. Sie siedelt sich in Rote VogelmilbeGeflügelställen an. Sie hält sich tagsüber in einem Spalt, in Ritzen oder Einkerbungen der Sitzstangen verborgen. Erst nachts kommt sie hervor, um dem Vögeln Blut abzusaugen. Einzelne Milben trinken nicht viel, doch wenn sie nicht bemerkt und bekämpft werden, treten sie in immer größerer Zahl auf und können die Vögel schwächen.
An Vögeln, die in Nistkästen sitzen und brüten, saugen Scharen der Milben ständig. Der Erfolg der Brut kann durch sie gefährdet sei, denn die kleinen Nestlinge werden regelrecht blutleer. Auch Krankheiten werden durch die Milben übertragen. Darum ist es wichtig, alle Ritzen, Spalten und Winkel bei einer Reinigung auf Milben zu kontrollieren, am besten mit einer Lupe. Ein einzelner Käfig kann nachts mit einem weißem Tuch bedeckt werden. Wenn es hell wird, sammeln sich die Milben darin und sind dann als rotbraune Punkte deutlich zu erkennen.
Die Rote Vogelmilbe vermag wochen- und monatelang ohne Nahrung, also Blut, auszukommen. Sie ist dann sehr schwer zu finden und zu erkennen, denn sie sieht im ausgehungerten Zustand glasig, fast durchsichtig aus. Es ist ihr sogar möglich in Gartenvolieren den Winter und starken Frost zu überleben. Das Einschleppen dieser schlimmen Plagegeister bei Kanarien ist stets möglich etwa durch Sperlinge, Tauben und durch Zukauf weiterer Vögel.

Die Bekämpfung der Roten Vogelmilbe ist heute einfach, wird sie nur regelmäßig durchgeführt wird. Kontakt - Insektiziede sind genau auf die Vögel abgestimmt, ihnen also in keiner Weise schädlich. Für die Milben bedeuten sie jedoch den sofortigen Tod. Es gibt diese Mittel in Sprühflaschen, um alle Winkel erreichen zu können und um die Vögel selbst damit einzustäuben. Gut gegen Vogelmilben und alles andere Ungeziefer haben sich Fliegenstrips mit dem gasförmigen Wirkstoff Dichlorvos bewährt. Sie werden im Raum aufgehängt und befreien innerhalb weniger Tage die Vögel und alle Schlupfwinkel von sämtlichen Plagegeistern. Sie sind zwar 3 bis 4 Monate lang wirksam, sollten aber nur kurz eingesetzt und dann in ihre Originalverpackung luftdicht verschlossen werden, um wiederholt kurz und vorbeugend zu weiterem Gebrauch zu kommen.

Grabmilben

Am häufigsten werden Wellensittiche von Grabmilben befallen. Diese Grabmilben sind etwa 0,4 mm lang und deshalb für das bloße Auge nicht erkennbar. Sie werden von den Elternvögel auf die Küken übertragen; eine Übertragung von einem erwachsenen Vogel auf einen anderen ausgewachsenen Vogel ist unwahrscheinlich.
Sie bohren sich bei den Vögeln vor allem in die Schnabelwachshaut, die Lidringe der Augen, in die Kloakenumgebung und in die Beine. Dort leben sie von der hornigen Substanz. Durch das Bohren und durch den Kot der Grabmilben kommt es zu Krusten und Wucherungen, den typischen Symptomen für den Befall mit Grabmilben. Ihre Tätigkeit verursacht den Vögeln Juckreiz und bereitet ihnen zudem manchmal auch Schmerzen.

Auch die Bekämpfung der Grabmilben ist verhältnismäßig einfach. Man kann wie bei der Roten Vogelmilbe vorgehen, aber auch gezielt die befallenen Stellen mit Vaseline einreiben oder mit Spezialmitteln aus dem Zoofachhandel einpinseln. Für die Zeit der 2 bis 3 Wochen dauernden Kur, in der die Behandlung alle 3 Tage vorgenommen wird, sollte der Vogel ohne Sand auf dem Boden im Krankenkäfig untergebracht werden.
Eine andere Möglichkeit ist die Behandlung des Vogels durch Einreiben der betroffenen Stellen mit Paraffinöl, Vaseline (oder auch Speiseöl). Die Behandlung sollte zwei bis vier Wochen dauern, auch wenn die  Beläge in der Regel bereits nach wenigen Tagen abfallen. Das Öl erstickt die Milben, da sich ein feiner Ölfilm über die Öffnungen der Bohrgänge legt
Ist der Vogel an den Augen oder ansonsten übermäßig stark mit Parasiten befallen, sollte man immer einen Tierarzt zu Rate ziehen. Mit speziellen Lösungen weicht er die Borken auf und löst sie ab. Die Krusten enthalten Milben und Eier und müssen sorgfältig vernichtet werden. Mit Paraffinöl werden die betroffenen Hautstellen eingepinselt, um die Bohrgänge der Milben zu verstopfen. Dadurch ersticken die meisten Milben.Die betroffenen Stellen müssen vom Tierbesitzer weiterbehandelt werden, indem er sie täglich mit einer milbenabtötenden Flüssigkeit betupft. Das Milbenmittel gelangt in das Blut des Vogels und bekämpft auf diesem Weg die Milben. Scheue Vögel, die nicht täglich gefangen werden können, erhalten ein Präparat, das in gößeren Zeitabständen auf den Nacken aufgetropft wird. Es verteilt sich dann in der Haut und läßt die noch vorhandenen Milben nach und nach absterben.

Grabmilben sind für den Menschen ungefährlich.

Haarwürmer

Zu Haarwurmbefall kommt es vor allem im Sommer bei Vögeln die in einer Gartenvoliere leben. Die Parasiten gelangen durch den Kot von Spatzen und anderen Vögeln hinein, die sich auf die Voliere setzen. Mit dem feuchtwarmen Boden nehmen die Vögel die Eier dieser sehr dünnen Würmer (daher ihr Name) auf und scheiden sie selbst bald massenweise aus.
Bei befallenen Vögeln kann Apathie, Abmagerung und Durchfall festgestellt werden.

Bei Verdacht muß eine Kotprobe zum Tierarzt gebracht werden. Der wird ein Medikament verschreiben, wie es auch gegen Spulwürmer eingesetzt wird. Haarwürmer sind leichter zu bekämpfen, da sie und ihre Eier nicht so langlebig und zäh sind.

Spulwürmer

Vögel die in Gartenvolieren leben, sind meist von Spulwürmern befallen. Durch Vögel, die sich auf die Voliere setzen und ihren Kot hineinfallen lassen, gelangen die Eier hinein. Vor allem im Sommer kpnnen sich die Volierenbewohner immer wieder infizieren, haben die Spulwürmer im feuchten Boden doch die besten Überlebenschancen. Die Vögel nehmen sie mit dem Futter und der Erde massenhaft auf.
Die Spulwürmer entwickeln und vermehren sich im Dünndarm der Vögel, oft in so großen Mengen, daß es zum Tod durch Darmverschluß kommen kann. In den meisten Fällen schreitet die Erkrankung jedoch langsam voran und zeigt sich mit Durchfall, struppigem Gefieder und Abmagerung. Wird nichts unternommen, kann es zum Tod durch Entkräftung kommen. Die stark geschwollenen Darmschlingen sind durch die dünne Haut des Bauches sichtbar.

Behandlung: Es gibt wirksame und gut verträgliche Medikamente auf Piperazin- und Tetramisolbasis, daher braucht es nicht bis zum letzten, bis zum Tode des Vogels zu kommen. Allerdings sind die Anweisungen des Tierarztes genau zu beachten.
Vorbeugend ist in solchen Fällen, den Boden der Gartenvoliere zweimal im Jahr spatentief zu erneuern. Weniger Probleme mit Spulwürmern gibt es in Volieren mit Betonboden.


Was tun, wenn Vögel auf einer Schau starken Befall von Federlingen oder Milben zeigen?
Bereits im Standard für Farb- und Positurkanarien ist im Abs. I.2 klar geregelt, daß zu den allgemeinen Ausschlußgründen auch “erkennbarer Parasitenbefall” gehört. Dazu zählt m.E. nicht nur der Ausschluß von der Schau, sondern in diesem besonderen Falle auch die Entfernung aus der Schau - und dieses wenn möglich bereits vor der Prämierung!

Ich weiß, daß mir hierbei nicht viele Aussteller zustimmen werden - gerade wenn es sich um Ortsschauen handelt und der Aussteller möchte doch gerne seine Vögel dem sicherlich auch bekanntem Publikum vorstellen.

Hier sollte man aber bedenken, daß eine Milbe im Verlaufe einer Nacht bis zu 3 (drei!) Meter zurücklegen kann.

Wenn die Federlinge oder Milben bei der Bewertung am Tage nach der Einlieferung erkannt werden, haben sie sich bereits eine ganze Nacht im Raum "vergnügt". und dabei sicherlich schon einen großen Teil des Ausstellungsraumes besucht. Wer von den Damen oder Herren der Ausstellungsleitung übernimmt letztendlich die Garantie dafür, daß, wenn Parasiten (Milben oder Federlinge) festgestellt werden, diese nicht in der Nacht vorher den gesamten Raum besucht haben.

Jeder Aussteller sollte sich dann fragen, was nehme ich mit nach Hause, nur meine Ausstellungsvögel oder auch noch viele andere Tierchen, die niemand haben will.

Hier sollte man diesen Plagegeistern doch die Möglichkeit nehmen, weitere Käfige zu besuchen und die Bestände anderer Züchter zu verseuchen. Dazu gehört aber, daß bereits bei der Einlieferung ein besonderes Augenmerk auf die Vögel gelegt wird. Natürlich ist es auch wichtig, festzustellen, ob der Vogel in der richtigen Schauklasse ausgestellt wird, ob die Tränke an der richtigen Stelle sitzt und diese auch zugelassen ist, ob die Futterrinne auch auf der richtigen Seite angebracht ist usw. Aber aus meiner Sicht ist es viel wichtiger, die evtl. sichtbaren Parasiten zu erkennen.

Ein anderer Punkt ist genau so wichtig und sollte recht kurzfristig auf entsprechender Ebene geklärt werden:

werden nur die Vögel, bei denen Parasitenbefall erkennbar ist, aus der Schau genommen oder alle ausgestellten Vögel des Züchters? Eine heikle Frage - das ist mir sicherlich bewußt. Aber bei nüchterner Betrachtung muß sicherlich jeder noch so große Skeptiker zugeben, daß es recht selten ist, daß nur einzelne Vögel eines Züchters von Parasiten dieser Art befallen sind. Meist trifft es den gesamten Vogelbestand.

Vorbeugende Maßnahmen
1. Sauberkeit
2. für reichlich Bademöglichkeiten sorgen - möglichst mit Zusatz Badesalz (z.B. Orlux Bio-bad, Quikon-Badesalz oder Agrinova

Behandlung bei Befall
1. zur Behandlung des Federkleides sollen Kontaktinsektizide verwendet werden, z.B. Pyrenthroide, Carbamate, bzw. Kombinationspräparate, die man in Pulverform oder Emulsion durch Bestäuben/Besprühen aufträgt. Therapie nach 4 bis 5 Wochen wiederholen.
(Anmerkung: Pyrenthroide sind z.B. in Ardap u. Bactazol enthalten)
2. Weitere Behandlungsvorschläge sind in den jeweils rot eingefärbten Texten bei dem entsprechenden Parasiten aufgeführt.
3. Ist der Vogel übermäßig stark mit Parasiten befallen, sollte man immer einen Tierarzt zu Rate ziehen.
4. Anweisungen des Tierarztes genau beachten.
5. Bei Verdacht auf Haar-, Spulwürmern oder anderen Erkranungen der Verdauungsorgane sollte man immer einen Tierarzt konsultieren.

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